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MyPlace unterstützt nachhaltiges Leben und ist Teil des Stadtentwicklungsprojektes aspern - Die Seestadt Wiens

09. Februar 2023
Platzprofessor Redaktionsteam
Stadt & Architektur
Gebäude in der aspern Seestadt

Mit dem Bau des Standorts in Wien Aspern ist MyPlace-SelfStorage Teil einer lokalen Initiative geworden. aspern Seestadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas und entsteht aktuell im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Das städtebauliche Konzept sieht vor, Wohnungs- und Gewerbenutzung entsprechend eines vom Gemeinderat beschlossenen Masterplans zu durchmischen. Dadurch wächst ein nachhaltiger Stadtteil, der hohe Lebensqualität mit dynamischer Wirtschaftskraft verbindet. Wir sprachen mit Dipl-Ing. Heinrich Kugler, ehemaliger Vorstand und jetziger Konsulent der Wien 3420 aspern Development AG, über die Initiative und den Hintergrund des großen Stadtentwicklungsprojektes.

Wann ist die Idee des nachhaltigen Stadtentwicklungsprojekts entstanden und welche Ziele verfolgt das Projekt seither?

Heinrich Kugler: Wie immer in der Stadtentwicklung ist die Entstehung ein sehr langwieriger Prozess. aspern Seestadt war früher einer der größten Flughäfen Europas, beziehungsweise ein Flugfeld, welches nach dem zweiten Weltkrieg stillgelegt wurde. In den 80er Jahren kam die Idee, hier einen Industriepark entstehen zu lassen. Aus dieser Zeit stammt die Ansiedelung des großen Opelwerkes im Süden der Seestadt. Und in den 90er Jahren sind die ersten Überlegungen entstanden, das Gelände auch als Stadtentwicklungsgebiet für Wohnen und Arbeiten zu entwickeln. Den wirklichen Startschuss gab es anschließend 2007. Da wurde ein Wettbewerb abgehalten, welchen Johannes Tovatt mit seinem schwedischen Büro gewonnen hat, und der Masterplan für die Seestadt wurde beschlossen.

Ein wirklicher Turbo für das Projekt war das starke Stadtwachstum von Wien. Hier war dann wirklich Bedarf an neuen Wohn- und Betriebsansiedlungsflächen und mit der Seestadt konnte man dieses Ziel realisieren.

Von Beginn an war das Ziel, dem 22. Bezirk mit aspern Seestadt ein neues Zentrum zu geben. Denn dieses Gebiet weist ein starkes Wachstum auf und es gibt, anders als in anderen Wiener Bezirken, kein historisch gewachsenes Zentrum oder nur sehr kleine Zentren, sogenannte alte Ortskerne.

Die Entwicklung einer von Grund auf neuen Stadt birgt viele Potentiale hinsichtlich ökologischer und gesellschaftlicher Städteentwicklung: Wir haben Gebäudestandards entwickelt, die verpflichtend für alle Bauenden gelten. Beispielsweise werden Unternehmen angehalten, Effizienzpotenziale im Energieeinsatz für Raumheizung, Warmwasserbereitung, Raumkühlung, Lüftung und Stromanwendungen konsequent zu nutzen. An diese Standards hat sich auch MyPlace-SelfStorage bei der Planung ihres Standorts gehalten. Diese Zertifizierungsstandards verursachen zwar etwas höhere Kosten im Bau, welche man sich im Betrieb des Gebäudes aber wieder einsparen kann - Stichwort „Lebenszyklus-Kosten“.

Welche Leuchtturmprojekte gibt es in aspern Seestadt in Bezug auf Nachhaltigkeit – in ökologischer, aber auch gesellschaftlicher Hinsicht?

Heinrich Kugler: Die Voraussetzung, um überhaupt als Leuchtturmprojekt für die Seestadt in Erwägung gezogen zu werden, ist das sogenannte „aspern plus“.

Also fragen wir potenzielle Investor*innen oder Partner*innen immer: „Welchen Mehrwert können Sie der Seestadt in ökologischer oder gesellschaftlicher Hinsicht anbieten?“

Das kann dann zum Beispiel die ökologische Holzbauweise des HoHo (Höchstes Holzhochhaus der Welt) sein. Oder der geplante Campus der Religionen. Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Bauprojekt, welches die interreligiösen Aktivitäten der Gemeinschaft fördern soll. Die Gebäude der Religionen sollen einen gemeinsamen Platz erhalten und zudem wird es eine kollektive Küche und einen Veranstaltungsraum geben.

Außerdem hat die Seestadt eine eigene Baulogistik-Gesellschaft zum Baumaterial-Management gegründet. Dadurch konnten wir zum Beispiel das Aushubmaterial des Sees nutzen, um die Straßen der Seestadt zu bauen. Damit kann dann natürlich CO2 der LKWs gespart werden.

Zusätzlich zu den ökologischen gibt es auch gesellschaftliche Leuchtturmprojekte: Eines der interessantesten ist wohl die Benennung der Straßennamen mit Frauennamen. Das hat tatsächlich dazu geführt, dass der Prozentsatz der Frauennamen in Straßennamen in ganz Wien von fünf auf elf Prozent gestiegen ist.

Außerdem ist das sehr spannende Theaterprojekt „Stationentheater“ entstanden. In mittlerweile zwei rund zweistündigen Theaterstücken, die durch die neuen Teile der Seestadt indoor und outdoor führen, werden in den jeweiligen Straßen die dahinterstehenden Persönlichkeiten und Geschichten thematisiert.

Zusätzlich werden die Schulstandorte in der Seestadt kontinuierlich ausgebaut. In der Zukunft können über 10.000 Schüler*innen in der Seestadt unterrichtet werden.

Wahrscheinlich ist es einfacher, ein Projekt wie aspern Seestadt von vornherein zu gestalten, als alte, historisch gewachsene Stadtviertel im Nachhinein umzuwandeln. Wo liegen die Unterschiede? Welche Herausforderungen und Chancen gibt es?

Heinrich Kugler: Energieeffizientes Bauen ist bei Neubauten auf jeden Fall einfacher. Es gibt in der Seestadt ja keine Gas- oder Ölheizung, sondern wir nutzen in vielen Gebäuden die Fernwärme und die Wärme aus dem Boden. Unser Ziel ist es, in Zukunft bei neuen Projekten für Heizung und Warmwasser praktisch nur die Wärme aus dem Boden oder von der Sonne zu nutzen. Der MyPlace-Standort in Wien aspern nutzt beispielsweise eine Wärmepumpe für Warmwasser und Heizung.

Wir nehmen uns die „alte Stadt“ aber trotzdem teilweise zum Vorbild: Wien ist immer noch stark geprägt von der Gründungszeit. Der Gebäudebestand war von Beginn an nutzungsoffen und dadurch war eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten wie selbstverständlich gegeben – ähnlich wie wir es mit dem Neubau der Seestadt geplant haben. Außerdem war schon das Wien der Gründerzeit eine „Stadt der kurzen Wege“. Jeder Stadtteil hat demnach seine Geschäftsstraße und ist dicht bebaut, wodurch ein Auto keine Notwendigkeit ist.

Das Stadtentwicklungsprojekt basiert auf einem Netzwerk. Wer ist Teil davon und was sind die Vorteile eines solchen Netzwerks?

Heinrich Kugler: Wir versuchen, ein Netzwerk zu entwickeln, um unsere Ziele bei der Stadtentwicklung zu erreichen. Aber es ist nicht als ein geschlossenes Netzwerk zu verstehen. Im Gegenteil. Unser Netzwerk ist sehr offen. Unsere Partner*innen sind dabei zum Beispiel die Stadt Wien, die Bundesimmobiliengesellschaft, die Vienna Insurance Group, die Erste Bank, aber im Grunde alle, die in der Seestadt ein Projekt umsetzen wollen.

Besonders wichtig ist aber auch das Netzwerk unter den Einwohner*innen und unter den Unternehmen, damit diese voneinander profitieren können. Diese Netzwerke funktionieren enorm gut. Es gibt beispielsweise mehrere Vereine, aber auch Facebook-Gruppen, durch die sich die Seestädtler*innen untereinander austauschen. Auch von außerhalb bekommen wir sehr positives Feedback.

Welche Projekte sind aktuell noch in Planung? Wie wird oder soll sich die Seestadt weiterentwickeln?

Heinrich Kugler: Bis heute ist etwas mehr als ein Drittel der Seestadt fertiggestellt. Mittlerweile leben 10.000 Menschen dort und es gibt weit über 4.000 Arbeitsplätze. Unser Ziel ist es, Platz für über 25.000 Einwohner*innen zu schaffen und 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze hervorzubringen.

Eine ganz spannende ökologische Intervention wird außerdem das Konzept der Schwammstadt sein: Um die Bäume in der Seestadt gut mit Wasser versorgen zu können, werden Sickerkörper gebaut, die bei Starkregen den Regen speichern. Dieser kann anschließend zu einem trockeneren Zeitpunkt die Grünflächen bewässern.

Um von den fossilen Brennstoffen wegzukommen, wird Wien-Energie demnächst eine Tiefenbohrung für eine Geothermienutzung in der Nähe des MyPlace-Standorts vornehmen.

Zuletzt möchte ich noch die Entwicklung einer zentralen Einkaufsstraße erwähnen, die zwar wie eine gewachsene Einkaufsstraße aussehen wird, von der aber ein Teil wie ein Einkaufszentrum zentral gemanagt wird.

Es wird sicher noch zehn Jahre dauern, bis wir all diese Ziele erreicht haben. Die Entwicklung ist jedoch auch dann nicht abgeschlossen. Wir wollen mit aspern Seestadt etwas anstoßen und inspirieren sowie die Grundlage schaffen, dass sie sich langfristig gut weiterentwickelt.

Interviewpartner:

Heinrich Kugler war bis Ende 2022 Vorstand von Wien 3420, der Entwicklungsgesellschaft der aspern Seestadt. Seit Anfang 2023 ist er als Konsulent für die Seestadt tätig. In seinem Verantwortungsbereich ist der gesamte Planungsprozess, die Produktentwicklung und die Errichtung der Infrastruktur in der Seestadt.

Platzprofessor Redaktionsteam

Das Redaktionsteam hinter dem Platzprofessor recherchiert laufend aktuelle Trends und Themen rund um das Thema Platz. Die RedakteurInnen sind immer auf der Suche nach spannenden Projekten und Beiträgen, die als Link-Tipp auf dem Platzprofessor veröffentlicht werden, initiieren Gastbeiträge und verfassen Artikel zu ausgewählten Themen.

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